Das Dornröschen-Prinzip

Wie Sie den richtigen Zeitpunkt erkennen und für erfolgreiches Handeln nutzen

dornroeschen-prinzip

18. April 2019

Märchenhafter Erfolg

4 min.

Das Setting: die undurchdringliche Dornenhecke

Eines der berühmtesten Märchen der Gebrüder Grimm hat eine längere Vorgeschichte, die dazu führt, dass eine wunderschöne Königstochter in einen hundertjährigen Schlaf versetzt wird. Zwar hat es auch diese Vorgeschichte in sich, aber zum Verständnis des Dornröschen-Prinzips reicht uns die Hinführung zum grandiosen Finale.

Dieses beginnt mit der Szene, in der Dornröschen sich an ihrem fünfzehnten Geburtstag an einer Spindel sticht und in ihren berühmten hundertjährigen Schlaf fällt, der sich über das ganze Schloss verbreitete, über den gesamten Hofstaat bis hin zu den Fliegen an der Wand. Und nun der Clou:

Rings um das Schloss aber begann eine Dornenhecke zu wachsen, die jedes Jahr höher ward, und endlich das ganze Schloss umzog und darüber hinauswuchs, dass gar nichts davon zu sehen war, selbst nicht die Fahne auf den Dach.

Es ging aber die Sage in dem Land von dem schönen schlafenden Dornröschen … also dass von Zeit zu Zeit Königssöhne kamen und durch die Hecke in das Schloss dringen wollten. Es war ihnen aber nicht möglich, denn die Dornen, als hätten sie Hände, hielten fest zusammen, und die Jünglinge blieben darin hängen, konnten sich nicht wieder losmachen und starben eines jämmerlichen Todes.

Nach langen Jahren kam wieder einmal ein Königssohn in das Land, und hörte, wie ein alter Mann von der Dornenhecke erzählte, es sollte ein Schloss dahinter stehen, in welchem eine wunderschöne Königstochter, Dornröschen genannt, schon seit hundert Jahren schliefe, und mit ihr der König und die Königin und der ganze Hofstaat. Er wusste auch von seinem Grossvater, dass schon viele Königssöhne gekommen wären und versucht hätten, durch die Dornenhecke zu dringen, aber sie wären darin hängengeblieben und eines traurigen Todes gestorben.

Da sprach der Jüngling: „Ich fürchte mich nicht, ich will hinaus und das schöne Dornröschen sehen.“ Der gute Alte mochte ihm abraten, wie er wollte, er hörte nicht auf seine Worte. Nun waren aber gerade die hundert Jahre verflossen, und der Tag war gekommen, wo Dornröschen wieder erwachen sollte. Als der Königssohn sich der Dornenhecke näherte, waren es lauter grosse schöne Blumen, die taten sich von selbst auseinander und liessen ihn unbeschädigt hindurch, und hinter ihm taten sie sich wieder als Hecke zusammen.

So gelangt dieser Königssohn in das Schloss, findet Dornröschen und gibt ihr den berühmten Kuss der Erweckung, mit dem auch der ganze Hofstaat einschließlich der Fliegen an der Wand wieder aufwachen. Das Happy End lässt nich lange auf sich warten: Und da wurde die Hochzeit des Königssohns mit dem Dornröschen in aller Pracht gefeiert, und sie lebten vergnügt bis an ihr Ende.

Die Aufgabe: 100 Jahre warten

In diesem Märchen geht es um den richtigen Zeitpunkt.  Der letzte Königssohn ist allein dadurch erfolgreich, dass er zur richtigen Zeit erscheint, offenbar ohne es zu wissen.

Wie oft erleben wir das: an einer bestimmte Stelle in unserem Leben bewegt sich nichts. Unsere Suche nach einer neuen Perspektive endet immer wieder in einer Sackgasse. Ein Projekt stagniert im Gestrüpp der Anforderungen. Eine Organisation widersteht hartnäckig allen Versuchen, sich verändern zu lassen. Irgendwo liegt das Dornröschen und wartet nur auf den einen Kuss, damit alles wieder zum Leben erwacht, und der Weg dorthin ist versperrt. Wir kämpfen bis zur Erschöpfung und ziehen uns Blessuren zu, bis die Widerstände uns zum Aufgeben zwingen.

Die Lösung: zur rechten Zeit am rechten Ort

Und irgendwann, wenn man die Hoffnung schon fast aufgegeben hat, kommt jemand oder etwas, dem sich die Türen wie von selbst öffnen. Die Dornenhecke weicht zurück, wir können wie in einem Wunder direkt auf das Schoss zugehen und den Schatz finden. Auf dem Weg sehen wir noch die Überreste der vielen anderen, die es nicht geschafft haben. 

Es ist leicht zu glauben, dass die Vorgänger Versager oder alle vorherigen Versuche Fehlleistungen waren; und noch leichter zu glauben, dass man selbst aufgrund seiner Besonderheit den Preis errungen hat. Das Märchen sagt uns jedoch, dass die einzig erforderliche Qualifikation darin besteht, als Prinz den Versuch zur rechten Zeit zu wagen und sich nicht durch die Bedenken der Alten („das haben wir schon zigmal versucht“) zurückhalten zu lassen.

Mehr noch: wenn wir uns der Dornenhecke achtsam nähern, können wir sogleich erkennen, ob die Zeit reif ist, denn dann sehen wir statt Dornen schöne große Blumen.

Die Relevanz für Transformation in Unternehmen

Systeme, Organisationen und Unternehmen haben Zyklen und Phasen, deren Dauer und Beharrungsvermögen sich oft unserem logischen Verstand entziehen. Sie liegen sprichwörtlich im Dornröschenschlaf. Die Dornen halten zusammen, als ob sie Hände wären, jeder Versuch der Öffnung wird im Keim erstickt. Ihre Zeit ist noch nicht gekommen.

Und woher wissen wir, dass der Zeitpunkt der richtige ist? Genau – die Dornenhecke erblüht, Hindernisse lösen sich auf, Blockaden verschwinden, als ob sie nie gewesen wären. Menschen werden wach und sind uns zugewandt, greifen ihre Arbeit auf und kommen in die neue Zeit. Alles geschieht mit Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit. Wir müssen uns nicht hindurch kämpfen, um unser Ziel zu erreichen, sondern der Schatz wird uns anstrengungslos zuteil. 

Wenn wir uns einem System, einem Bereich oder einer Aufgabe mit Achtsamkeit nähern und beobachten, was passiert anstatt einfach loszustürmen, können wir erkennen, ob die Zeit reif ist oder ob wir uns besser anders orientieren. Folgen wir der Spur, wo die Hecke ihre undurchdringliche Qualität als Schutzpanzer verliert und sich von selbst öffnet, wo wir zur rechten Zeit am rechten Ort sind. Das ist das Dornröschen-Prinzip.

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